Ehrenpromotion der LMU
Studieren konnte Reich-Ranicki nicht: Er konnte zwar sein Abitur machen, aber sein Antrag auf Immatrikulation an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin (der jetzigen Humboldt Universität) wurde wegen seiner jüdischen Abstammung abgelehnt.
Aber die Verhältnisse in Deutschland spielten ihm noch schlimmer mit: Reich-Ranicki wurde in das ihm fremde Polen ausgewiesen, schließlich wurde er in das Warschauer Ghetto gezwungen. Der Deportation in das Vernichtungslager Treblinka entkam Reich-Ranicki nur knapp, jahrelang musste er untertauchen.
Als ihm bekannt wurde, dass sich Thomas Mann von der NS-Herrschaft öffentlich distanziert hatte, wurde dieser nicht nur in literarischer, sondern auch in moralischer Hinsicht sein Vorbild.
In den Jahren unmittelbar nach dem Krieg arbeitete Reich-Ranicki für die polnische Geheimpolizei, zeitweise auch in London. Trotz seiner Verdienste – er erhielt Orden und Medaillen - endete seine Karriere abrupt. Der Geheimdienst und das Außenministerium entließen ihn wegen „ideologischer Entfremdung“, die kommunistische Polnische Arbeiterpartei schloss ihn aus.
Nun startete Reich-Ranicki seine literarische Karriere, erst als freier Schriftsteller, dann immer mehr als Literaturkritiker.