von 1919 bis 1920 Professor für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie an der LMU
In München hielt Max Weber zwei seiner wichtigsten Vorträge, an der LMU wirkte er drei Semester und in München fand Max Weber seine große, leidenschaftliche, späte Liebe. Die Spanische Grippe, eine der größten Pandemien in Europa, setzte seinem Leben ein abruptes Ende.
Bevor Max Weber nach München kam, hatte er bereits eine singuläre Laufbahn als Wissenschaftler hinter sich1, herausragende Werke wie „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ wurden allerseits diskutiert, seine Schriften über die Soziologie, über Wirtschaft, über Politik setzten Standards. Die Zeit in München war in vielerlei Hinsicht der Schlussakkord des Schaffens von Max Weber.
Zwei Monumente der allgemeinen Weber Rezeption sind Druckfassungen von Reden, die er in seinen letzten Jahren in München vor Studenten hielt, noch ehe er den Ruf an die LMU erhielt: „Wissenschaft als Beruf“, sicherlich ein sehr persönliches Dokument eines Wissenschaftlers, der sich schonungslos nach dem Sinn seines eigenen Tuns befragt, und „Politik als Beruf“, deren Wucht und sprachliche Dramatik bewirken, dass Passagen bis zum heutigen Tag im Stammbuch vieler Politiker und in der medialen Berichterstattung über Politik geradezu gebetsmühlenartig wiederholt werden. So ist das Bild vom „starken langsamen Bohren von harten Brettern“ zum Versatzstück eines allgemeinen Trivialgeredes über Politik und Politiker geworden.
Seine Zeit an der LMU wurde von erheblichen politischen Turbulenzen betroffen: Ein Tag nach seiner Berufung an die LMU wurde in Bayern die Räterepublik ausgerufen, der Beginn seiner Lehrtätigkeit musste dann kurzfristig aus anderem Grund verschoben werden: Max Weber wurde als Sachverständiger in die deutschen Delegation berufen, um bei der Friedenskonferenz zum Versailler Vertrag mitzuwirken. Andererseits war mit seiner Berufung an die LMU auch die räumliche Nähe zu seiner späten Liebe verbunden, einer Frau, die mit seiner Ehefrau gut befreundet war und mit deren Mann Max Weber eng verbunden wissenschaftlich arbeitete.
Seine Lehrtätigkeit an der LMU war dann aber trotz allen Nachkriegswehen außerordentlich zugkräftig und eindrucksvoll: Im Sommersemester las er über „Kategorien der Gesellschaftslehre“ vor 600 Studenten, im Wintersemester dann über „Wirtschaftsgeschichte“ und im folgenden Sommersemester eine dreistündige Vorlesung über „Staatssoziologie“ vor 400 Studierenden. In die Einführung drängten 600 Hörer.
Wichtige Werke von Max Weber, insbesondere „Wirtschaft und Gesellschaft“ sind Druckfassungen dieser Vorlesungen und konnten erst nach seinem tragischen Tod veröffentlicht werden.
1 Diese Zusammenfassung orientiert sich an Dirk Kaesler: Max Weber bei C.H.Beck.