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Professor für Theologie an der Universität in Ingolstadt
Spannender konnte es nicht sein:
Martin Luther hatte am 31. Oktober 1517 seine Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt. Die Diskussion über Glaubensfragen nahm immer mehr Fahrt auf, sie beschäftigte den gesamten europäischen Raum, insbesondere natürlich auch die Spitze der Kirche in Rom. Position und Gegenposition wurden entwickelt, geschrieben, gedruckt, verteilt und mit allergrößtem Interessen gelesen. Es gab in der damaligen Welt nichts Spannenderes als die Auseinandersetzung über religiöse Fragen und der Buchdruck sorgte dafür, dass weite Kreise schnell und gründlich informiert waren. Erst der Buchdruck, die Medien der damaligen Zeit, ermöglichten den gleichzeitigen Diskurs der gleichen Themen zur gleichen Zeit.
Einer insbesondere konnte Luther Paroli bieten: Johannes Eck. Er kam aus einfachen Verhältnissen, arbeitete sich aber schnell empor: Mit 22 Jahren Priesterweihe in Straßburg, anschließend Promotion in Freiburg und mit 24 Jahren Professor an der aufstrebenden Universität in Ingolstadt (die inzwischen LMU heißt).
Eck galt als herausragender Rhetoriker, seine außergewöhnliche Bildung machten ihn schnell an den wichtigen Plätzen der damaligen Welt bekannt. Er erregte bei einer Disputation zur Frage des Zinsverbotes an der damals weltberühmten Universität Bologna Aufsehen. In der zentralen Frage des Zinsnehmens plädierte er, der Kontakte zum Bankhaus Fugger in Augsburg hatte, im Sinne einer damals modernen Position für einen Zins von fünf Prozent. Dieser Mut zur Verteidigung dessen, was sich schon längst in der Praxis durchgesetzt und bewährt hatte, ließ Eck in den Augen seiner Kritiker als Fuggerknecht, Opportunist und Handlanger des Großkapitals erscheinen.
In der Auseinandersetzung mit Luther wurden die Unterschiede in der Haltung zum Ablass, zur Willensfreiheit, zur Rechtfertigung und zum Papsttum immer offensichtlicher, schließlich kam es zur Leipziger Disputation: Eck gegen Luther - Der füllige weit gereiste Professor Eck mit seiner stählernen Stimme gegen den damals noch schmächtigen Mönch Luther.
Eck verteidigte vehement die Lehrautorität von Papstamt und Konzilien. Luther hielt dagegen, dass weder Papst noch Konzil höchste Autorität in Glaubensdingen besitzen. Luther verstieg sich sogar zur Aussage, dass nicht alle Thesen des Jan Hus, die das Konstanzer Konzil verdammt hatte, häretisch seien. Einige davon seien sogar ganz christlich und evangelisch. Diese Behauptung war zu der damaligen Zeit so unerhört, dass Herzog Georg von Sachsen fluchend mit den Worten „Das walt die Sucht!“ vom Stuhl aufsprang: Der endgültige Bruch zwischen Luther und Rom war vollzogen.
Newsletter Oktober 2017