Am 15. Juli 2024, dem „Tag für gute Lehre“ an der LMU wurden Forschungspreise für exzellente Studierende sowie LMU Lehrinnovationspreise für Dozierende vergeben.
Der „Tag für gute Lehre” hat das Ziel, die universitätsweite Diskussion über innovative Lehre sowie die Vernetzung von Lehrenden über Fächergrenzen hinweg zu stärken. Er wird ausgerichtet vom Vizepräsidenten der LMU für den Bereich Studium, Professor Oliver Jahraus, sowie dem Ausschuss für Lehre und Studium.
Fünf Forschungspreise und einen Lehrinnovationspreis stiftet dabei die Münchener Universitätsgesellschaft. Dies sind die von der MUG ausgezeichneten Preisträgerinnen und Preisträger.
Der MUG-Lehrinnovationspreis 2024 ging an:
„MR4MED: Mixed Reality in den Physikpraktika für Medizinstudierende“
Verbundprojekt: Medizinische Fakultät und Fakultät für Physik
Prof. Dr. Martin Fischer; Prof. Dr. Jochen Kuhn; Dr. Salome Flegr; Bernhard Emmer
In dem Projekt „MR4MED: Mixed Reality in den Physikpraktika für Medizinstudierende“ wird eine virtuelle Lernumgebung zum Thema Optik mit einer realen Lernumgebung kombiniert und in das Physikpraktikum des Grundstudiums der Human- und Zahnmedizin integriert. Mithilfe Erweiterter Realität (AR) und Virtueller Realität (VR) können dabei Dinge, die normalerweise nicht sichtbar sind, visualisiert werden – wie Lichtstrahlen, die durch eine Sammellinse gebündelt werden. Begleitet werden die virtuellen Versuche im Projekt durch Realversuche, um den praktischen Umgang mit den Apparaturen zu trainieren. Das Projekt MR4MED zeigt, wie AR- und VR-Technologie die medizinische Ausbildung bereichern können: Die Teilnehmenden erlebten beim VR-Experiment eine höhere Motivation und eine geringere kognitive Belastung als beim realen Experiment und erzielten den gleichen Lernerfolg.
Die MUG-Forscherpreise für Studierende der Studienphase Bachelor/Grundstudium gingen an:
Alice Zanini, Fakultät für Kulturwissenschaften für Ihre Arbeit: „The lranian Government’s Approach Towards German-Jews‘ Immigration Applications During the 1930s”
Alice Zanini untersucht in ihrer Forschungsarbeit, die sie während ihres Studienaufenthaltes an der Universität Teheran zusammen mit einem iranischen Masterstudenten (Yousef Mostajeran) verfasste, die Reaktion der iranischen Regierung auf Einwanderungsanträge von deutsch-jüdischen Akademikern und Ärzten in den 1930er Jahren. Trotz zahlreicher Bewerbungen wurden nur weniger als 40 zugelassen, wobei die Mehrheit in iranischen Aufzeichnungen undokumentiert blieb. Die Studie identifiziert die Hauptfaktoren für die Ablehnungen: Die iranische Mittelschicht fürchtete eine Verdrängung, während der damalige Schah von Persien dem Thema gegenüber gleichgültig war und die meisten Anfragen ignorierte oder ablehnte. Dass die Untersuchung der Archivdokumente nicht auf rassistische Vorurteile hindeutete, spricht gegen Antisemitismus als Faktor. Alice Zaninis Studie bietet wertvolle Einblicke in die damaligen politischen und sozialen Strukturen und Dynamiken Irans.
Jan Günther, Juristische Fakultät für seine Arbeit:„Voraussetzungen und Grenzen der Suizidteilnahme und der Sterbehilfe“
Jan Günther thematisiert in seiner Arbeit „Voraussetzungen und Grenzen der Suizidteilnahme und der Sterbehilfe“ aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der (straf-)rechtlichen Regulierung der Freitodhilfe und ordnet diese in einen prüfungsrelevanten Kontext ein. Unter Aufbereitung aktueller Rechtsprechung insbesondere des Bundesgerichtshofs präsentiert er die rechtlich anspruchsvolle und komplexe Materie in einer auch für die Studierenden ansprechenden Form. Daneben ordnet er zentrale Entscheidungen der letzten Jahre zu den Voraussetzungen und Grenzen der Suizidteilnahme und der Sterbehilfe wissenschaftlich ein. Ergänzend berücksichtigt er die im Zuge der Corona-Pandemie aufgeflammte Diskussion um die (rechtliche) Handhabung von Triage-Situationen. Sein Beitrag, der einen Nerv der Zeit trifft, wurde bereits zur Veröffentlichung in einer juristischen Fachzeitschrift angenommen.
Damian Groß, Fakultät für Chemie und Pharmazie für seine Arbeit: „Ni(II)-Catalysed Negishi Cross-Coupling Reactions with Chiral Pyridine-Hydrazone Ligands for Atroposelective Biaryl Synthesis“
Damian Groß hat eine neue Methode zur stereoselektiven Synthese von Biaryl-Atropisomeren entwickelt und optimiert. Diese Verbindungen sind als Reagenzien, Katalysatoren und Medikamente von großer Bedeutung und bilden wichtige Strukturen für neue funktionale Moleküle in Technik und Medizin. Groß wandte im Rahmen dieser Arbeit vielseitige präparative organisch-chemische Labortechniken an. Die von ihm erzielten Ergebnisse ermöglichen zukünftig eine breite Anwendung dieser Methodik, insbesondere zur Synthese neuer Liganden und anderer Naturstoffe sowie Medikamente. Besonders hervorzuheben ist die leichte Zugänglichkeit des Katalysatorsystems, die einfache Umsetzbarkeit und der Verzicht auf teure Reagenzien. Seine Ergebnisse wurde bereits in einem renommierten Fachjournal veröffentlicht.
Simon Dürrmeier, Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft für Ihre Arbeit:„Epistemological Challenges of Assessing Qualia in Large Language Models”
Simon Dürrmeiers Arbeit ist der Frage gewidmet, ob künstliche Intelligenzen, die mit Hilfe von „Large Language Models (LLMs)“ entwickelt werden, „Qualia“, also subjektive Erfahrungen, besitzen können. Das Verständnis der Qualia ist eines der zentralen Probleme der Philosophie des Geistes. Simon Dürrmeier untersucht, ob eine KI „innerlich bewusst“ sein und wie dies gegebenenfalls festgestellt werden kann. Sein Ansatz unterscheidet sich folglich vom lange bekannten „Turing-Test“ zur Unterscheidung von Mensch und Maschine und davon inspirierten Ansätzen, die auf der Bewertung eines außenstehenden Beobachters beruhen. Er schlägt zwei Argumente vor, die gegen das Vorhandensein von Qualia in LLMs sprechen: die Beschränkung auf rein textbasierte Eingabe beziehungsweise Ausgabe und das Fehlen von rekursiver Verarbeitung, also gedächtnisähnlichen internen Zuständen. Simon Dürrmeier bringt damit die Frage, ob eine Maschine ein dem Menschen gleichwertiges Denkvermögen besitzen kann, entscheidend voran.
Laura Buchner, Fakultät für Biologie, für Ihre Arbeit:„The Decline of Antlion-like Larvae – an Expanded View”
Mit Insektensterben ist oft der Verlust der Artenvielfalt adulter Tiere gemeint. Deren Lebenszeit umfasst jedoch oft nur Tage, während die Jungstadien mehrere Jahre dauern können. Dies führt zu einem großen ökologischen Einfluss des larvalen Stadiums. Laura Buchner untersucht in ihrer Arbeit den Verlust der larvalen Vielfalt am Beispiel der Netzflügler, verwendet hierzu rezente sowie archäologische Materialen und analysiert diese mithilfe quantitativer Morphologie. Für ihre Arbeit erstellte sie Bildtafeln aus hochauflösenden mikroskopischen Fotos, zeichnete Umrisse, führte Analysen durch und illustrierte die ausgewerteten Daten ebenfalls mit Bildtafeln. Ihr Vergleich der Vielfalt über 100 Millionen Jahre hinweg verbessert unser Verständnis des modernen Insektensterbens und könnte dazu beitragen, Strategien zur Umkehr dieses Prozesses zu entwickeln. Ihre Ergebnisse wurden bereits in zwei Fachpublikationen veröffentlicht.