Münchener Universitätsgesellschaft e.V.

Tag für gute Lehre 2023 – Forschungspreise der MUG

Die Preisträgerinnen und Preisträger am "Tag für gute Lehre" 2023 mit Prof. Dr. Martin Fischer (li) und Prof. Dr. Dr. Peter Höppe.
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14. Juli 2023: Am „Tag der guten Lehre“ der LMU wurden wieder Forschungspreise für exzellente Studierende sowie die LMU Lehrinnovationspreise vergeben. Letztere zeichnen Dozierende aus, die sich durch besonderes Engagement in der Lehre hervorgetan haben. Die zehn Forschungspreise sind mit je 1.000 Euro, die fünf LMU Lehrinnovationspreise mit je 10.000 Euro dotiert.
Fünf Forschungspreise sowie ein Lehrinnovationspreis wurden von der Münchener Universitätsgesellschaft gestiftet.

Die sind die Preisträgerinnen und Preisträger 2023.

Der MUG-Lehrinnovationspreis 2023 ging an:

„Munich Climate (Law) School“

Juristische Fakultät, Katholisch-Theologische Fakultät, Volkswirtschaftliche Fakultät und Fakultät für Geowissenschaften
Prof. Dr. Helmut Satzger, Prof. Dr. Karen Pittel, Prof. Dr. Julia Pongratz und Prof. Dr. Markus Vogt

Die „Munich Climate (Law) School“ (MCS) hat sich zum Ziel gesetzt, die Herausforderungen des Klimawandels aus der Perspektive verschiedener Fachdisziplinen zu verstehen und basiert auf dem Engagement eines großen interdisziplinären Teams. 2021 gründete Prof. Dr. Helmut Satzger die am Modell internationaler Summer Schools orientierte einwöchige Lehrveranstaltung, die bislang zweimal stattfand. Durch das Einbinden einer Vielzahl an wissenschaftlichen Fachdisziplinen und Forschungsansätzen wird es den Teilnehmenden ermöglicht, unterschiedliche Forschungsperspektiven kennenzulernen und adäquate Strategien zur Begegnung des Klimawandels auszuarbeiten. Realisiert wird dieser interdisziplinäre Diskurs der MCS über ein modernes und gleichzeitig nachhaltiges Lehrkonzept. So werden die Studierenden unter anderem mit Videokurzfilmen, Fragespielen und Simulationen aktiv einbezogen, womit zukunftsweisendes Denken über die Universität hinaus gefördert werden soll.

 

Die MUG-Forscherpreise für exzellente Studierende im Grundstudium/Bachelorphase 2023 erhielten:

Wolfgang Brezina, Daniel Bursian und Filip Milojevic, Volkswirtschaftliche Fakultät, für ihre Arbeit: „What is the impact of a Carbon Tax on Innovation? Suggestive Evidence from Sweden”

In ihrer empischen Forschungsarbeit befassten sich Wolfgang Brezina, Daniel Bursian und Filip Milojevic mit dem Einfluss einer CO2-Steuer auf Innovationen. Dabei untersuchten sie den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Implementierung der CO2-Steuer bereits 1991 in Schweden und der Entstehung innovativer Technologien. Letztere zielen darauf ab, Effizienz zu steigern und die CO2-Intensität in energieintensiven Industriezweigen zu verringern. Als Indikator für die abhängige Variable „Innovation“ verwendeten die Studierenden die Anzahl der Patentanmeldungen in verschiedenen Sektoren Schwedens. Sie wandten die „Synthetic Control“-Methode an, die umfangreiches statistisches Wissen erfordert und genutzt wird, wenn sich nur schwer eine vergleichbare Kontrollgruppe finden lässt, um etwa die Auswirkungen politischer Maßnahmen zu bewerten. Stattdessen wird eine synthetische Kontrollgruppe auf Basis anderer Länder erstellt, die Schweden ähneln. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Einführung einer CO2-Steuer zu einer Steigerung der Innovation, gemessen an den Patentanmeldungen in energieintensiven Branchen wie dem Transportsektor, führte. Dies deutet darauf hin, dass die Steuer durch Technologiewandel auch indirekte Auswirkungen auf die Verringerung des CO2-Ausstoßes hat.

 

Sylvia Rose Burgess‐Tate, Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften, für ihre Arbeit: „Fürstenabfindungen in der Weimarer Republik – Die juristische Argumentation”

Sylvia Burgess‐Tate untersuchte in ihrer Bachelorarbeit ein bedeutendes Thema der Weimarer Republik: die juristischen Debatten um Entschädigungen und Enteignungen der deutschen Fürsten. Ihre umfangreiche Arbeit beleuchtet die Veränderungen der juristischen Argumente und deren Auswirkungen auf die Haltung von Juristen gegenüber dem demokratischen Staat. Durch die intensive Analyse von Gesetzen, Verordnungen sowie juristischen und gerichtlichen Gutachten zu vermögensrechtlichen Auseinandersetzungen gelang es der Autorin, die vernachlässigten juristischen Debatten angemessen zu würdigen und damit neue Impulse für die Forschung zu setzen. Die Arbeit von Sylvia Burgess‐Tate bietet großes Potenzial für weiterführende Projekte, die eine umfassende Untersuchung juristischer Argumente in den einzelstaatlichen Entschädigungsdebatten ermöglichen und somit zu einer rechtshistorischen Tiefenschärfe in aktuellen Diskussionen beitragen können.

 

Constanze Albrecht, Fakultät für Psychologie und Pädagogik, für ihre Arbeit: „Investigating intracranial vasculature changes to monitor and predict brain pathologies“

In ihrer Bachelorarbeit analysierte Constanze Albrecht die Interaktionen zwischen den Schädelknochen, den Hirnhäuten und dem Gehirn über sehr feine Knochenkanäle. Über diese Interaktion soll eine direkte Beeinflussung des Nervengewebes, moduliert durch die Beschaffenheit des Schädelknochens, möglich sein. In enger Zusammenarbeit mit dem Labor von Prof. Ali Ertürk am Helmholtz Zentrum München untersuchte Albrecht an Mäusen, ob strukturelle Veränderungen des Schädelknochens Rückschlüsse auf pathologische Veränderungen im Nervengewebe zulassen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für die Frühdiagnose von Schlaganfällen und die Evaluierung des Rehabilitationspotenzials bei den Patienten. Albrecht zeigte, dass die Dichte der Schädel-Hirnhaut-Kanäle bei Mäusen mit ischämischem Schlaganfall im Vergleich zu gesunden Mäusen zunimmt, was einen wichtigen Kompensationsmechanismus bei Schlaganfällen darstellen könnte. Da es bereits jetzt möglich ist, auch beim Menschen non-invasiv die Dichte der Schädel-Hirnhaut-Kanäle zu messen, könnten Albrechts Erkenntnisse zu einer früheren Diagnose von Schlaganfällen führen und somit die Behandlungsmöglichkeiten verbessern und Folgeschäden reduzieren. Albrecht kombinierte datenanalytische Ansätze und Machine-Learning-Anwendungen mit neurowissenschaftlichen Methoden und psychologischer Forschung.

 

Silas Leon Alberti, Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik , für seine Arbeit: „Approximation Theory of Efficient Transformer Architectures”

Bei diesem Projekt steht Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik, für seine Arbeit:die mathematische Analyse der Approximationseigenschaften sogenannter Transformers im Mittelpunkt, einer bestimmten KI-Modell-Architektur, die auch großen Sprachmodellen wie ChatGPT zugrunde liegt. Diese Transformers sind eine kürzlich entstandene Weiterentwicklung von klassischen künstlichen neuronalen Netzen, die speziell für die Verarbeitung natürlicher Sprache eingeführt wurde. Ihre mathematische Untersuchung steht gerade erst am Anfang. Silas Alberti leitete zum einen ein neuartiges universelles Approximationstheorem für Transformer ab. Bei dieser Approximation nähert man sich einem sehr komplizierten Objekt über einfachere an, mit dem Ziel eines minimal möglichen Abstands zwischen beiden. Zudem führte Alberti selbst eine neuartige KI-Modell-Architektur ein – den, wie er ihn nennt, „Sumformer“. Damit leistete er einen signifikanten und umfassenden Beitrag zu einer mathematischen Theorie und einem tiefen Verständnis der Transformers und damit auch Anwendungen wie ChatGPT.

 


Selin Gürkan, 
Fakultät für Biologie, für seine Arbeit: „Bulges at the back: The strange morphology of Peridinium aff. cinctum“

Dinoflagellaten (Panzergeißler) sind einzellige Algen, die sowohl im Süß- als auch im Salzwasser heimisch sind. Bekannt sind sie den meisten Menschen als Auslöser von „Algenblüten“, die im Fall von Toxin-haltigen Arten zu weiträumigen Badeverboten im betroffenen Gewässer führen. Die Untersuchung der Artenzusammensetzung von Dinoflagellaten-Gemeinschaften und das Verständnis ihrer Ökologie ist daher von großer Relevanz. Allerdings ist die taxonomische Zuordnung aufgrund der starken morphologischen Variabilität innerhalb einer Art noch sehr unausgereift. Ziel der Arbeit von Selin Gürkan war die Klärung des taxonomischen Status bestimmter Stämme von Dinoflagellaten anhand von licht- und rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen ihrer Morphologie. Gürkan wendete modernste mikroskopische sowie molekularbiologische Techniken an und trug entscheidend zu einer Publikation in diesem Themenbereich bei.