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Max Weber

Professor für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie an der LMU

In München hielt Max Weber zwei seiner wichtigsten Vorträge, an der LMU wirkte er drei Semester und in München fand Max Weber seine große, leidenschaftliche, späte Liebe. Die Spanische Grippe, eine der größten Pandemien in Europa, setzte seinem Leben ein abruptes Ende.

Bevor Max Weber nach München kam, hatte er bereits eine singuläre Laufbahn als Wissenschaftler hinter sich[1], herausragende Werke wie „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ wurden allerseits diskutiert, seine Schriften über die Soziologie, über Wirtschaft, über Politik setzten Standards. Die Zeit in München war in vielerlei Hinsicht der Schlussakkord des Schaffens von Max Weber.

Zwei Monumente der allgemeinen Weber Rezeption sind Druckfassungen von Reden, die er in seinen letzten Jahren in München vor Studenten hielt, noch ehe er den Ruf an die LMU erhielt: „Wissenschaft als Beruf“, sicherlich ein sehr persönliches Dokument eines Wissenschaftlers, der sich schonungslos nach dem Sinn seines eigenen Tuns befragt, und „Politik als Beruf“, deren Wucht und sprachliche Dramatik bewirken, dass Passagen bis zum heutigen Tag im Stammbuch vieler Politiker und in der medialen Berichterstattung über Politik geradezu gebetsmühlenartig wiederholt werden. So ist das Bild vom „starken langsamen Bohren von harten Brettern“ zum Versatzstück eines allgemeinen Trivialgeredes über Politik und Politiker geworden.

Seine Zeit an der LMU wurde von erheblichen politischen Turbulenzen betroffen: Ein Tag nach seiner Berufung an die LMU wurde in Bayern die Räterepublik ausgerufen, der Beginn seiner Lehrtätigkeit musste dann kurzfristig aus anderem Grund verschoben werden: Max Weber wurde als Sachverständiger in die deutschen Delegation berufen, um bei der Friedenskonferenz zum Versailler Vertrag mitzuwirken. Andererseits war mit seiner Berufung an die LMU auch die räumliche Nähe zu seiner späten Liebe verbunden, einer Frau, die mit seiner Ehefrau gut befreundet war und mit deren Mann Max Weber eng verbunden wissenschaftlich arbeitete.

Seine Lehrtätigkeit an der LMU war dann aber trotz allen Nachkriegswehen außerordentlich zugkräftig und eindrucksvoll: Im Sommersemester las er über „Kategorien der Gesellschaftslehre“ vor 600 Studenten, im Wintersemester dann über „Wirtschaftsgeschichte“ und im folgenden Sommersemester eine dreistündige Vorlesung über „Staatssoziologie“ vor 400 Studierenden. In die Einführung drängten 600 Hörer.

Wichtige Werke von Max Weber, insbesondere „Wirtschaft und Gesellschaft“ sind Druckfassungen dieser Vorlesungen und konnten erst nach seinem tragischen Tod veröffentlicht werden.

Newsletter November 2016


[1] Diese Zusammenfassung orientiert sich an Dirk Kaesler: Max Weber bei C.H.Beck

Klaus Josef Lutz

Studium der Rechtswissenschaften an der LMU

Der gebürtige Münchener Klaus Josef Lutz studierte Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Seine Vita danach im Schnelldurchlauf:

  • Anwalt in München
  • Geschäftsführer und Arbeitsdirektor bei der Digital Holding
  • Vorstandsvorsitzender und Mitinitiator der Ditec Informationstechnologie
  • Geschäftsführer der Burda Druck
  • Vorstandsvorsitzender der i-Center Beteiligungen in Nürnberg
  • Mitglied der Konzernleitung der Unaxis Management AG in der Schweiz und Balzers/Fürstentum Liechtenstein.
  • Geschäftsführer des Süddeutscher Verlags und der „Süddeutschen Zeitung“
  • Vorstandsvorsitzender der BayWa AG in München

Als Klaus Josef Lutz 2008 den Vorstandsvorsitz der BayWa AG übernimmt, treibt er das Wachstum und die intensive internationale Ausrichtung des Konzerns im Bereich Agrar und erneuerbare Energien weiter stark voran. Diese Ausrichtung stärkt auch das traditionelle Agrargeschäft der BayWa in den angestammten Regionen, das sich auf Grundlage einer über 90-jährigen erfolgreichen Arbeit zukunftsorientiert weiter entwickelt. Frühzeitig sah Klaus Josef Lutz die Chancen die mit dem Geschäft der Regenerativen Energien verbunden sind und richtete es von Anfang an international aus. Lutz hat die BayWa von Beginn an auf Wachstumsfelder fokussiert und schärfte das Portfolio durch Verkäufe von Beteiligungen, die nicht zum Kerngeschäft gehören und der Trennung von nicht rentablen Einheiten.

Die BayWa ist heute ein Konzern, der auf allen Kontinenten der Welt tätig ist. Für die Zukunft sieht der Vorstandsvorsitzende neben dem gezielten Wachstum im internationalen Agrargeschäft und bei den erneuerbaren Energien die Digitalisierung des Unternehmens als einen wesentlichen Entwicklungsschwerpunkt an.

Klaus Josef Lutz geht die Herausforderung, ein Unternehmen für die globalen Märkte fit zu machen, mit Elan an, ohne sich zu verbiegen, er handelt authentisch und konsequent, greift neue Ideen auf und überzeugt. Und vor allem, es gelingt ihm, die Menschen hinter sich zu bekommen.

Die BayWa AG ist sich ihrer Herkunft und ihren bayerischen Wurzeln nach wie vor sehr bewusst und bleibt von der dezentralen Genossenschaftsidee geprägt. Lutz engagiert sich für die genossenschaftlichen Werte und ihre Bedeutung in der Zukunft u.a. auch als Honorarprofessor an der Technischen Universität München. Er lehrt hier Betriebswirtschaftslehre des Genossenschaftswesens. Damit schlägt er eine starke Brücke von der agrarwirtschaftlichen Theorie zur Berufspraxis.

Newsletter September 2016

Ludwig Thoma

Studium der Rechtswissenschaften an der LMU

Die Lausbubengeschichten, alle (fast) selbst erlebt und über die Studentenzeit kein einziges Wort: Seltsam.

Ludwig war erst sechs Jahre alt, da starb der Vater, ein angesehener Förster in Forstenried. Die Mutter musste nun die sieben Kinder alleine großziehen, Ludwig bekam einen Vormund. Schon als Schüler setzte er sich gegen Scheinautorität und Doppelmoral heftig zur Wehr, was zur Folge hatte, dass er häufig die Schule wechseln musste. So besuchte er die Gymnasien in Landstuhl/Pfalz, Neuburg an der Donau, Burghausen, München (Königliches Wilhelmsgymnasium) und Landshut, wo er schließlich das Abitur bestand. Eines seiner populärsten Werke, die Lausbubengeschichten, gehen auf Erlebnisse während seiner Schulzeit zurück.

Thoma wollte - wie sein Vater - Förster werden und begann ein Studium der Forstwissenschaft in Aschaffenburg, brach es jedoch nach dem ersten Jahr ab, wechselte zur LMU und begann Rechtswissenschaften zu studieren. Er wurde Mitglied der Studentenverbindung Corps Suevia; dort in einer großzügigen Villa – damals noch in Bogenhausen - war es sicherlich bedeutend angenehmer als in den engen Hörsälen der LMU. Und so blieb Ludwig Thoma nur ein einziges Semester in München, alle weiteren juristischen Semester hat er in Erlangen belegt. Dort war es nämlich, was jedem bayerischen Studenten bekannt war, leichter, durch die Examen zu kommen, und – was Thoma wusste und schätzte – bedeutend gemütlicher. Über seine persönlichen Erfahrungen als Korpsstudent hat er nie ein Wort geschrieben, wohl aber über den Typ des „aufgeschwemmten Studenten, der sich in ein paar Semestern um Gesundheit und Tatkraft soff“.

Nach ein paar Jahren als Rechtspraktikant ließ er sich dann als Rechtsanwalt in Dachau nieder. Hier lernte er „seine Bauern“ kennen, die er in der Folgezeit so treffend beschrieb.

Aber schon nach wenigen Jahren zog es ihn (wieder) nach München, wo er immer mehr Artikel und Geschichten schrieb, bis er die Juristerei ganz aufgab. 

Praktisch 20 Jahre dauerte eine ganz außerordentliche Schriftstellerkarriere, die lange Zeit mit dem Simplizissimus auf das engste verbunden war. Er war ihr Chefredakteur und musste wegen eines sozialkritischen Gedichtes sogar in Stadelheim einsitzen. Vor allem schreibt Thoma erfolgreiche Romane über die urbayerischen Menschen seiner Zeit, mit seinen Theaterstücken kann er in München, Stuttgart und Berlin Triumphe feiern.

Mit dem Ersten Weltkrieg änderte sich Ludwig Thoma, die Artikel im Simplizissimus wurden zahnloser, Thoma selbst wollte und konnte sich der allgemeinen Kriegsbegeisterung nicht entziehen, blieb aber glücklos als Soldat. Den verlorenen Krieg verkraftete er nicht, die Weimarer Republik lehnte er ab. Er verstand die Welt nicht mehr und zog sich verbittert in sein Haus zurück, nur um noch anonyme Hetzartikel zu schreiben, vor allem gegen die Regierung in Berlin und gegen die Sozialdemokratie.

Erst zum Schluss erlangt er die ihm gebührende Würde zurück: Er hält die Grabesrede auf seinen langjährigen Freund Ludwig Ganghofer, dort neben ihm und nur ein Jahr später wird er selbst zu Grabe getragen, unter einem strahlenden Spätsommerhimmel und in seiner Jägertracht. Jetzt ist er mit seinen unsterblichen Figuren zusammen, mit der Tante Frieda, dem bayrischen Landtagsabgeordneten Jozef Filser, dem Dienstmann Aloisius und vielen anderen.

Newsletter September 2016

Juliane Diller

(geb. Koepke)

Promotion (Biologie) an der LMU

Wie tief man fallen kann, das hat Juliane Koepcke auf dramatische Weise selbst erfahren. Als 17-jährige überlebt sie einen Flugzeugabsturz aus 3.000 Metern über dem peruanischen Urwald. Als einzige bleibt sie am Leben und kann sich nach 11 Tagen Fußmarsch in eine Schutzhütte im Dschungel flüchten, wo sie schließlich entdeckt und gerettet wird.

Ist das Überleben des Absturzes schon ein Wunder, so war die Odyssee durch den Urwald überhaupt nur möglich, weil Juliane schon im tropischen Regenwald gelebt hatte. Ihre Eltern hatten eine Forschungsstation angelegt, um die Biodiversität des Amazonasbeckens zu erforschen.

Nach dem Unglück ging Juliane Koepcke zunächst aber nach Deutschland, wo sie in Kiel studierte und in München promovierte. Aber die Forschungsstation ihrer Eltern ließ sie nicht los. Dort machte sie die Studien zu ihrer Doktorarbeit und nach dem Tod ihres Vaters übernahm sie zusammen mit ihrem Mann Panguana, wie die Station heißt.

Inzwischen steht dem Ehepaar Diller ein wichtiger Sponsor zur Seite: Die Hofpfisterei in München unterstützt Panguana, um „mit diesem nachhaltigen Pilotprojekt einen Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten, gleichzeitig die Erforschung des Regenwaldes, dem vielfältigsten und komplexesten Öko-System unserer Welt, zu fördern. Panguana könnte zu einem Vorbild für Erhaltung und langfristigen Schutz des Regenwaldes und seiner Bewohner werden.“

Das persönliche Engagement des Ehepaars Diller zusammen mit der Förderung der Hofpfisterei hat Erfolg: In wenigen Jahren konnte das Areal von Panguana durch Zukäufe vervierfacht werden und das peruanische Umweltministerium erklärte diese älteste biologische Station von Peru zum privaten Naturschutzgebiet. Der zuständige Minister ließ es sich nicht nehmen, die Urkunde an Frau Dr. Juliane Koepcke de Diller, wie sie in Peru heißt, persönlich in Lima zu übergeben.

Bei allem Engagement in Peru ist Dr. Juliane Diller aber in erster Linie die Stellvertretende Direktorin der Zoologischen Staatssammlung, die zu den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns gehört, und seit über 26 Jahren die Leiterin ihrer großen zoologischen Fachbibliothek.

Newsletter Juli 2016

Erich von Drygalski

Professor für Geografie an der LMU

Nur wenige Tage bevor er als Rektor in der Aula die Festrede zum 450. Bestehen der Ludwig-Maximilians-Universität hielt, gründete er mit befreundeten Münchnern die Münchener Universitätsgesellschaft. Raumnot, Lehrer- und Ausstattungsmangel sowie steigende Studierendenzahlen prägten die Universitäten der letzten Jahre des Ersten Weltkrieges und den inflationsgeplagten Jahre danach. Der Staat war überfordert, Forschung und Lehre auf hohem Niveau zu halten.

Drygalski hatte die Gründung initiiert und hat wichtige Unterstützer gewinnen können: Der damalige Ministerpräsident des Freistaates, Hugo Graf von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, der Generaldirektor der Münchener Rückversicherungsgesellschaft, Wilhelm Kißkalt, und die beiden Schriftsteller Thomas Mann und Ricarda Huch, um nur einige zu nennen.

Drygalski war zu dieser Zeit einer der einflussreichsten und berühmtesten Geografen, war Mitglied der Leopoldina, er veröffentlichte mehrere stark beachtete Bücher und konnte in Vorträgen seinen Zuhörern auch komplizierte Zusammenhänge schlüssig und packend erklären.

Bekannt wurde Drygalski vor allem durch seine Forschungsreisen. Die wichtigste war die Leitung der ersten deutschen Südpolar-Expedition von 1901 bis 1903. Leider blieben die 36 Teilnehmer, unter ihnen viele Wissenschaftler, schon früh im Eis stecken und mussten zwei Jahre überwintern. Sie nutzen die Zeit zu intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen und Erkundigungen. Obwohl Roald Amundsen hohe Anerkennung zollte und es nahezu 30 Jahre dauerte, bis die Erkenntnisse ausgewertet waren, kam es zunächst nicht zu einer zweiten deutschen Antarktis-Expedition: Kaiser Wilhelm II soll die Nase gerümpft haben, die Engländer waren dem Pol deutlich näher gekommen. Für Drygalski war die Wissenschaft wichtiger.

Newsletter Juli 2016